Anlaufstelle Behördenkonflikte

04.08.2021

Was zeichnet eine funktionierende Gemeindebehörde aus? Was für Kompetenzen werden vom Gemeindevorsitzenden gefordert? Was heisst Verantwortung übernehmen und Kollegialität?

Diese und weitere Fragen haben den Vorstand VTG dazu bewogen eine Anlaufstelle «Behördenkonflikte» für Gemeinden zu schaffen. Diese verfolgt das konkrete Ziel, Gemeindevorsitzende und -Behörden bei Bedarf zu unterstützen und beraten, bevor interne oder externe Konflikte entstehen.

Seit einigen Monaten beobachtet der VTG die Situation in den Thurgauer Gemeinden mit Besorgnis. Eine Arbeitsgruppe des VTG hat sich zusammen mit dem Departement für Inneres und Volkswirtschaft des Kantons Thurgau intensiv über die allgemeine Situation unterhalten und konkrete Fälle analysiert.

Fallbeispiele

Unfähigkeit, Überforderung:

Der/Die Gemeindevorsitzende kann sich nicht entscheiden, setzt keine Prioritäten, Akten bleiben liegen, Pendenzen stapeln sich, er/sie weiss nicht, wie es läuft, die Verwaltung ist unzufrieden, Mitarbeitende laufen davon, es gibt leeres Geschwätz statt klarer Aufträge, die Bevölkerung reklamiert.

Diktator, Beratungsresistent:

Der/ Die Gemeindevorsitzende hat alles selbst in der Hand. Er/Sie kann nicht delegieren, lässt keine anderen Meinungen zu, die Gemeinderatsmitglieder erhalten Informationen und Akten zu spät oder gar nicht, sie werden nicht einbezogen, sondern immer wieder vor vollendete Tatsachen gestellt. Es gibt Aussprachen und Workshops, aber es verändert sich nichts.

Pedant:

Der/Die Gemeindevorsitzende verkriecht sich ins stille Kämmerlein, verliert sich in Details, kontrolliert Arbeitszeiten, Rechnungen und Spesenbelege, verschickt endlose E-Mails, reitet auf Kleinigkeiten herum, korrigiert Wörter und Satzzeichen in Korrespondenzen und Protokollen, während die wichtigen Geschäfte liegenbleiben.

Kommunikationspannen:

Der/Die Gemeindevorsitzende ist ein jovialer "Schnorri", er/sie verspricht den einen viel und den andern das Gegenteil, er/sie befiehlt in andere Ressorts hinein, prangert die zuständigen Personen an, erzählt Interna aus dem Gemeinderat, er/sie stellt sich nicht vor die Verwaltung, sondern schiebt am Schluss die Verantwortung auf die Mitarbeitenden ab.

Unüberbrückbare Differenzen:

Der/Die Gemeindevorsitzende und einige Mitglieder des Gemeinderates harmonieren einfach menschlich nicht, es gibt cholerische Ausbrüche auf der einen und falsche Freundlichkeiten auf der anderen Seite. Das Klima ist von Misstrauen und Hinterhältigkeit geprägt, man spricht in der Öffentlichkeit schlecht über die Gegenseite. Man reibt sich gegenseitig auf und die Arbeit bleibt liegen.

Der VTG übernimmt ab sofort die Funktion einer Anlaufstelle „Behördenkonflikte“ für seine Mitgliedgemeinden. Sie führt einen Pool an erfahrenen Personen, die für die Beratung der Gemeinden zur Verfügung stehen. Diese verfügen über die notwendigen Kompetenzen und Berufserfahrungen. In Situationen, ähnlich den genannten Fallbeispielen, kann damit aus dem Personalpool ein Mitglied gefunden und vermittelt werden.

Nach einer erfolgreichen Vermittlung durch den VTG werden Details und Kosten durch die beiden Parteien direkt vereinbart, der VTG hat hier keinen Einfluss mehr.

Melden Sie sich bei der Geschäftsstelle VTG und wir stellen für Sie den direkten Kontakt her. Ihre Anfrage wird stets vertraulich behandelt.

  • Ideen zu haben, ist gut – jeden Tag ein neues Projekt anzureissen, ist schlecht.
  • Delegieren ist gut, alles schleifen lassen ist schlecht.
  • Ein bisschen Diktator wird man zwischendurch vielleicht auch einmal sein müssen.
  • Bildet eine Einheit mit dem/der Gemeindeschreiber*in und zeigt kein widersprüchliches Verhalten.
  • Ein wenig "beratungsresistent" dann, wenn man von einer Sache überzeugt ist.
  • Wenn es notwendig ist, braucht es auch mal eine gewisse Pedanterie.
  • Sollte etwas gar nicht gehen, immer zuerst bilateral klären – nicht in der Öffentlichkeit und nicht hintenherum.
  • Es ist immer eine Frage des Masses und der Art und Weise des Vorgehens.

Auf jeden Fall braucht es Führungsqualitäten und Kommunikationsfähigkeit. Man muss delegieren können, entsprechendes Vertrauen geben und Zuhören.